Was macht einen Künstler aus und was ist eigentlich Kunst?
Fragen die, wenn ich sie Menschen stelle, oft als rhetorisch abgetan werden. Das sind Fragen die überfordern, wahrscheinlich auch, weil Kunst meist durch die Umstände in der sie präsentiert wird definiert ist. Eine Bühne, ein Museum oder alles was sich auf einer Leinwand befindet, ist auf jeden Fall Kunst. Und alles in allem, erkennt man Kunst einfach wenn man sie sieht und Künstler erkennt man sowieso. Doch ich glaube, das unterschlägt viele Facetten von dem was Kunst ist und sein kann.
Deshalb möchte ich, ohne Anspruch auf Vollständigkeit oder Gültigkeit, den Kunstbegriff wie folgt konkretisieren:
Kunst geht immer mit Beobachtung einher und Künstlerinnen sind aufmerksame Beobachterinnen, die ihre Beobachtungen durch ein Medium ihrer Wahl interpretieren. Kurz gesagt:
Kunst ist die Interpretation aufmerksamer Beobachtung.
Eine Antwort, die ich oft erhalte, ist, dass Künstler etwas ausdrücken. Dass es in ihrer Kunst darum geht “sich” auszudrücken.
Seinen Emotionen, Ideen und Gedanken Ausdruck zu verleihen, bedarf eines hohen Grades an Aufmerksamkeit. Im Fall seiner Selbst Ausdruck zu verleihen, handelt es sich um eine nach innen gerichtete Aufmerksamkeit. Eine detaillierte Darstellung von Personen in Form eines Gemäldes fordert hingegen eine nach außengerichtete Aufmerksamkeit. Diese Aufmerksamkeit ermöglicht es Feinheiten herauszustellen, Verborgenes an den Tag zu bringen oder Offensichtliches zu hinterfragen. Alles Charakteristiken die man der Kunst so nachsagt.
Ob gesprochenes oder geschriebenes Wort, Bewegung, Kleidung, Musik, Fotografie, Bildhauerei, Installationen, Film oder Gemälde. Das Medium selbst ist vollkommen egal, denn es gibt keine Regeln. Abstraktion, Übertreibung, Verzerrung. Alles ist erlaubt. Das Medium ist nur Mittel zum Zweck, um den Beobachtungen eine Gestalt zu geben. Im Umkehrschluss ist die Gestaltung letztendlich eine Interpretation des Beobachteten, eine Deutung des Wahrgenommenen. Dabei schätzt Interpretation als Begriff, die Individualität des Schaffensprozess wert und betont die Subjektivität der Kreation.
Definitionen bergen immer die Gefahr sich in der Semantik zu verlieren und damit die Bedeutung im Konkreten aus den Augen zu verlieren. Deshalb möchte ich dich fragen:
Würdest du dich als Künstler bezeichnen?