Wir steuern nach einer Feier den einzigen noch offenen Çiğköfte Laden in Beşiktaş an und werden beim Betreten von einem grummeligen Mann begrüßt, dessen Erscheinungsbild am ehesten dem eines beleibten Metzgers glich.
Er wirkte erschöpft, in Gedanken und auch etwas abweisend zu Anfang. Eine Freundin aus der Gruppe konnte das erste Lächeln aus ihm hervor zaubern, als sie ihm erzählte, dass wir gehört hätten, hier gäbe es das beste Çiğköfte. Er zeigte uns neben den großen Zahnlücken zwischen seinen gelben Zähnen auch sein sehr ruhiges und reflektiertes Gemüt. Er antworte, dass Geschmäcker verschieden sind und es da keinen Standard geben kann, er sich aber freut das zu hören.
Beim Bezahlen spricht er mich darauf an, wo ich denn herkomme, da ich wie immer nach den ersten Worten aufgefolgen war. Ich antwortete aus Deutschland und schob die Frage hinterher, ob er schonmal dort gewesen ist. Er verneinte und erwiderte, dass er mal Familie in England besucht hat, es ihm dort aber aufgrund des Wetters nicht gefallen hatte. Dann beginnen seine Gesichtszüge Anzeichen von Begeisterug zu zeigen und er erzählt, dass er sich eher in Kanada oder Alaska sieht. Wir fragen, ob er schon einmal dort war, was er verneint, doch nun beginnt sein Gesicht endgültig an zu leuchten und er erzählt, dass er sich hoch im Norden sieht. Er liebt es alleine Zeit in der Natur zu verbringen und hofft das seine Wünsche dort zu leben irgendwann in Erfüllung gehen.
Wir bedanken und verabschieden uns und der Mann der uns empfing ist nicht mehr da.
Als ich nochmal zurückblickte sah ich einen sanftmütigen Menschen hinter dem Tresen stehen. Jemanden der in Mitten des dichten Beton Dschungels von der Ruhe der kanadischen Wälder träumt.