… für moderne Kunst stehend, stelle ich mir die Frage, was genau die Daseinsberechtigung einer solchen Einrichtung sein könnte.

Es scheint ein Raum für Bildung zu sein.
Bildung im Zuge des Umdenkens, des Neubetrachtens und des Hinterfragens.
Das würde für den Anspruch auf Dasein bereits genügen.
Bei genauerem Hinsehen scheint jedoch die Ästhetik im Fokus der meisten Besuchenden zu stehen. Perspektiven, Strukturen, Belichtung und Ausdruck sind dem Großteil ein Begriff und so wird mehr Kunst geschaffen als betrachtet.

Die Werke im Museum tragen Botschaften mit sich, die spätestens mit der Erfahrung des Kontexts durch Blick auf die zugehörige Tafel klar werden.
Die Werke sind oftmals gesellschaftskritisch und haben in einem Museum, das von Mitgliedern eben jener Gesellschaft besucht wird, ein hohes Wirkungspotential.

Wenn jedoch mehrheitlich Frauen dabei zu beobachten sind, wie sie mit vollem Einsatz vor Werken posieren, während ihre Begleiter*innen sich für den perfekten Shot verrenken, wirft das Fragen auf. Vielleicht liefert das Verhalten zugleich auch Antworten, eine gewisse Ironie ist dennoch unverkennbar.

Werke, die auf die Objektifizierung der Frau aufmerksam machen, während sich im Vordergrund eine Frau für den nächsten Insta Post objektifiziert.

Werke, die auf die Gefahr der Entmenschlichung durch Technologie und die Vergänglichkeit des Körpers aufmerksam machen, während der Shot nochmal mit einem anderen Filter gemacht wird.

Der Hang zur Selbstdarstellung bei vielen Besuchenden ist unverkennbar und auf Dauer schwer erträglich. Zugleich scheint es auf den ersten Gedanken schade, dass das Museum bei so vielen Besuchenden seine Wirkung zu verfehlen scheint.

Auf den zweiten Gedanken transportieren die ausgestellten Werke neben Botschaften vor allem Emotionen.
Emotionen denen Betrachtende nicht entgehen können. Sie können anschließend frei wählen, wie sehr und in welcher Form sie sich auf das Werk einlassen möchten, entziehen können sie sich ihm jedoch nicht.

Als abschließender Gedanke bleibt, dass das Museum mit seiner Ausstellung Bewegung in Menschen erzeugt.
Das reicht.
Der Rest ist Bonus.